Sehr schöne Erzählung! Meine letzte SU Reise, also sehr lange her, war eine Don-Wolga Schiffsreise von Rostow nach Kasan. Bei solch einer Flussfahrt sieht man sehr viel, Landgänge ... Was maggysimpson so treibt
Gefällt mir gut, sehr informativ; meine Frau war zu DDR-Zeiten (Auszeichnungsreise) in Moskau; sie war beeindruckt vom Kreml-Museum... Sie hat mir viel erzählt. Ich würde schon ger... Was maggysimpson so treibt
Hallo eljem Da einen Rat zu geben, ist nicht leicht, weil beide Städte unbedingt sehenswert sind. In Leningrad gibt es z.B. ein Artilleriemuseum. Wir hatten ja eine Schiffsreise Mo... Was maggysimpson so treibt
Super. Unbedingt fortsetzen. Nachdem ich mich privat oder dienstlich auf fast allen Kontinenten (der Känguru-Kontinent fehlt mir noch, heul) rumgetrieben habe ist Russland immer n... Was maggysimpson so treibt
Was maggysimpson so treibt
Publiziert 23.06.2020 20:01 | Kommentare: 6 | zuletzt bearbeitet 09.09.2020 18:45
Probieren wir mal wie das hier funzt.
Na prima, es funzt tatsächlich und es guggt sogar der eine oder andere rein. Da kann ich ja mit dem weitermachen, was mir so vorschwebte.
Und das hat nix mit Schutzausrüstung zu tun.
Also:
Es herrscht Corona - Trübsinn. Und um den zu vertreiben, erzähl ich mal ein bißchen von unseren Reisen.
Moskau (fast) 25 Jahre danach
1990 sind wir Mitte Juni nach vier Jahren Studium an der MAK wieder in Deutschland gelandet. Der letzte Jahrgang, der sein Studium abgeschlossen hat, so mit Diplom und so.
Damals dachten wir, dass wir nie wieder nach Moskau kommen würden. (Warum auch immer). 2014, also fast 25 Jahre später haben wir uns dann doch entschieden zu fahren/fliegen.
Reiseplanung ging also los. Hotel und Flieger buchen ging relativ einfach, im Reisebüro unseres Vertrauens. Auch die erforderliche "Einladung" kam schnell (das Hotel schickt eine Buchungsbestätigung).
Etwas komplizierter ist es dann mit dem Visum:
Jede Menge Papierchen (Gehaltsbestätigung der letzten 3 Monate, Nachweis Krankenversicherung, Fragebögen) etc. Das schickt man dann an einen Visa - Dienst, die kümmern sich und gegen ein geringes Entgelt kriegt man dann sein Visum. Dauerte so 3 Wochen.
Außer einem Visum brauch man, wie es im Bankerdeutsch heißt, die richtigen Reisezahlungsmittel. Da hatten wir ja noch genug von damals...............
Also haben wir uns die geholt (2014: 50 Rubel = 2 Euronen)
Nun konnte es endlich losgehen. Rein in den Flieger und von Frankfurt a. Main nach Moskau Domodedowo. Flugzeit so rund 3 Stunden. Allerdings war der Landeanflug nicht sonderlich vertrauenserweckend, was nicht an den Flugkünsten des Lufthansa - Kutschers lag. Es lag eher an dem Blick aus dem Fenster:
Wir haben es überlebt. Raus aus dem Flieger und in das Terminal. Und dann das Gefühl: Du bist doch gestern erst hier weg. Man kann die Beschriftungen und Wegweisungen auf Anhieb lesen, man versteht die Durchsagen und mit dem Vorteil läßt man einen Großteil der Passagiere hintersich und gelangt so in eine vordere Position bei der Einreisekontrolle.
Die Grenzer schauen immer noch so grimmig, vergleichen intensiv Pass und Anzeige auf ihrem Bildschirm (ich hätte zu gerne gewusst. was da angezeigt wird) und nach 5 Minuten knallt der Einreisestempel in den Pass.
WIR SIND ENDLICH IN MOSKAU ANGEKOMMEN.
Vom Flughafen Domodedowo fährt ein Bus bis zur Metrostation Domodedowskaja. Dauert ca. 30 min und kostete damals 200 Rubel pP incl. Gepäck. Man kommt als als erstes mit dem Moskauer Straßenverkehr in Kontakt. Und: Seit 25 Jahre hat sich an der Fahrweise der Moskauer kaum etwas geändert, nur die Autos sind jetz größer, teurer und ausländischer.
Buslinie zur Metro (wer will kann auch mit der Eletritschka fahren)
An der Metro angekommen ein elektronisches Ticket gekauft, 11 Fahrten. 300 Rubel, gültig für alle öffentlichen Verkehrsmittel in Moskau (Metro, Bus, Trolleybus, Straßenbahn).
Das "Einheitsticket" (Kostete 1986 - 1990 für einen Monat 6 Rubel)
Und dann.....
ENDLICH WIEDER METRO FAHREN!
Und was man so alles in der Metro machen kann, seht ihr hier:
Ein paar Erklärungen für Leute, die der russischen Sprache nich mächtig sind:
Die einzelnen Durchsagen:
"Vorsicht! Die Türen schließen sich. Nächste Station...."
"Sehr geehrte Fahrgäste! Seien Sie bitte vorsichtig beim Aussteigen aus der letzten Tür des letzten Wagens.!" (Manche Stationen sind mittlerweile für die Züge zu kurz, sodass die letzte Tür unter Umständen noch im Tunnel steckt.)
"Sehr geehrte Fahrgäste! Seid bitte gegenseitig höflich. Stellen Sie Ihren Sitzplatz bitte Behinderten, älteren Menschen, Fahgästen mit Kindern und schwangeren Frauen zur Verfügung."
Und das mit dem höflich sein funktioniert! Auf der Rückfahrt in Richtung Domodedowo standen meine Frau und ich mit Rucksack und kleinem Rollkoffer neben der Tür und unterhielten uns (in Deutsch). Stand doch so ein junger Mann (18 - 20) auf und bot uns seinen Platz an.
Das gab uns zu denken: Sehen wir wirklich schon so alt aus?....
Übrigens die Anzeigen über der Tunnelröhre:
Links die aktuelle Uhrzeit, rechts die seit den letzten Zug vergangene Zeit. Damit der allzeit hektische Moskowiter weis, wie lange er noch auf den nächsten Zug warten muss. Bei Zugabständen von 40 s (Berufsverkehr) bis 90 s (Normalverkehr) eine sehr nützliche Information.
PS: Trotz dieser sehr engen Zugfolge wird gerannt, um einen Zug noch zu erwischen. Das hat mich damals 4 Jahre lang verwundert. Und es ist heute immer noch so.
Der Blick aus einem ungeputzten Fenster
Nach einer Gesamtreisezeit von ca. 8 Stunden sind wir endlich im Hotel "Kosmos" angekommem.
Das Foyer des Hotels: mächtig gewaltig, die Zimmerausstattung so wie zu Zeiten von Jugendtourist.
Der Blick aus dem (ziemlich) ungeputzten Fenster entschädigte jedoch für alles:
Wanderungen durch die Stadt
Unser erstes Ausflugsziel am Ankunftstag: Der Rote Platz. Eigentlich sieht er aus wie immer.
Sieht aus wie immer
Aber auf den zweiten Blick gibt es schon einige Veränderungen.
Der Trunkenbold und Radikalreformer (nach bundesdeutscher Lesart) Boris Jelzin hatte seinerzeit beschlossen, es dürfe nie wieder eine Militärparade auf dem Roten Platz stattfinden und lies die Zufahrt zwischen (ehemaligem) Lenin - Museum und Historischem Museum mit einem Tor zubauen. (Man sagt, dieses Tor sei von Stalin eingerissen worden.)
Zutritt geschlossen
Gleich dahinter wurde noch ein kleines Kirchlein hingebaut, das zu Mittagszeit mit viel Gebimmel auf sich aufmerksam macht. Interessant ist, dass man den Glöckner bei seiner Arbeit beobachten kann.
Das Kirchlein
Vor dem Historischem Museum hat man Marschall Shukow 1995 zum 50. Jahrestag des Sieges ein imposantes Reiterstandbild errichtet.
Die Umgebung des Roten Platzes, z. B. zwischen Rotem Platz und Bolshoi - Theater ist zu einer riesigen Fußgängerzone umgestaltet worden. Früher: Straßenverkehr ohne Ende.
Vor dem Roten Platz
Die Fahne ist echt. Warum die Fahne präsentiert wird, dazu kommen wir später.
Die Wache, die früher vor dem Mausoleum stand, ist zur Ewigen Flamme in den Alexandergarten umgezogen. Die Posten haben jetzt ein "Schilderhäuschen" für schlechtes Wetter. Vor dem Mausoleum bekamen die Posten im Winter nur ein Kissen unter die Füße, der Mantelkragen wurde hochgeschlagen und die Tür zum Mausoleum wurde einen Spalt breit geöffnet, so daß die Posten ein wenig lauwarme Luft abbekamen.
Wachablösung
Eine Konstante gibt es wenigstens: Lenin hat noch geregelte Öffnungstzeiten.
Eines der bekanntesten Gebäude am Roten Platz: Das GUM
Главный Универсальный Магзин
Das Hauptwarenhaus
Hier hat sich alles,was bekannt und teuer ist, eingenistet. Bogner, Lacoste, Ray Ban, Luis Vuitton usw. usf. Alles für den kleinen Geldbeutel. Der Preisklasse angemessen wird man mit Rotem Teppich empfangen.
Der Rote Teppich
Drinnen iist alles nach den neuseten Marketimg - Regeln eingerichtet. Leise Musik, blühende Bäumchen, Springbrunnen...... Die Parfümerien duften aus jeder Ecke anders.
Das singende Klingende Bäumchen
Gabs vor 30 Jahren noch nicht.
Na gekauft haben wir auch was. Etwas was wir hier in Deutschland, trotz der vielen "Russenläden", nicht in der Originalqualität bekommen haben:
KWAS eisgekühlt
Einen kleinen für Mama (0,3 l) für 50 Rubel (früher 2 Kopeken) und einen großem für Pappa (0,5 l) für 70 Rubel ( früher 5 Kopeken).
Die Freude über den Erwerb des Getränkes ist nicht zu übersehen.
LECKER!
Das GUM hat aber auch museale Werte zu bieten:
Die historische Toilette
Alerdings verbot es sich für mich aufgrund entsprechender Erfahrungen mit historischen Toiletten, diesen "Ausstellungssaal" zu besuchen.
Das Sch..haus im Feldlager während der Akademiezeit
Mal was außerhalb des offiziellen Teils. Unsere Empfehlung für die beste Reisezeit in Moskau ist so die Zeit ab 10. Mai. Erst einmal ist die ganze Panik im Zusammenhang mit dem Tag des Sieges vorbei und zum anderen bricht in der Zeit vom 1. Mai bis 08. Mai der Frühling in Moskau aus. Es baut sich ein stabilles Hochdruckgebiet über der Stadt auf und innerhalb weniger Tage ist die Stadt grün. Die Temperaturen liegen um die 25 Grad. Das ist auszuhalten.
Moskau im Hochsommer ist eine Katastrophe.
Aber machen wir weiter.
Hauptziel unserer Reise war ja der Besuch alter Stätten aus der Akademiezeit. Unsere Akademie befand sich auf der Baumanskaja uliza, im Baumanskij Rayon (Jetzt Basmannuij Distrikt). (Nikolai Ernestowitsch Baumann, russischer Revolutionär 1873 . 1905).
Der Baumanskij Rayon hat auche eine historische Besonderheit. Zu Zeiten Peter I. lebten dort die deutschen Kaufleute, die Nemetskaja Sloboda, wo Peter auch seine erste Geliebte kennen lernte, Anna Mons.
Die Akademie wurde Mitte der 90ger Jahre aus Moskau verlegt, auf dem Gelände tobte die Renovierung.
Der Bauherr.
Anstelle des Roten Sterns: Der Zarenadler
Das einzige, bis zu diesm Zeitpunkt unverändert war: Das Wohnheim
Der Bauman - Rayon war nicht nur berühmt für die Akademie und der "deutschen" Vergangenheit. Es gab (und gibt) auch eine ziemlich große Kirchen:
Богоявленский кафедральный собор
Wikipedia weist sie als Epiphanienkathedrale aus. Vor dem Zerfall der UdSSR war sie die "Stammkirche" des Patriarchen von Moskau und ganz Russland und zu Ostern und Weihnachten rappelvoll, am rappelvollsten, wenn der Patriarch die Messe gelesen hat.
Heutzutage predigt der Patriarch im Kreml. Die Kirchen dort haben ihren Status als Museum verloren und wurden der Kirche rückübereignet. Besuchen darf man sie aber trotzdem.
Ich bin damals ganz gerne mal zu nem Gottesdienst rein, nicht aus religiöser Überzeugung, sondern wegen des absolut genialen Kirchenchors.
Als vorbildlicher Tourist hab ich die Nonne an der Pforte gefragt, ob ich fotografieren dürfe.
"Fotografier nur Söhnchen, aber stör die Gläubigen nicht." SÖHNCHEN!!!!!!
Die Dame war ca. 20 Jahre jünger als ich!!!!!!
Und so sieht es dann drinnen aus:
Die Inschrift über dem Altar in altslawischer Schrift: Christus ist auferstanden.
Wer genau hinschaut, sieht einen hochgeklappten Sargdeckel. In der Kiste liegt tatsächlich die Mumie irgend eines Heiligen
Und weil wir gerade etwas für unser Seelenheil tun: Wir haben dann noch eine weitere Kirche besucht, die zu DDR - Zeiten kaum jemand kannte.
Храм Христа́ Спаси́теля Die Christus Erlöser - Kirche
Bekannt war nur ihr ehemaliger Standort: Das große, beheizte Freibad, in dem Mann auch bei - 35 Grad baden konnte. Die Kampagne zum Wiederaufbau bekann schon Mitte der 1980ger. Im Rahmen einer Art Volksbefragung wurde dann entschieden, das Schwimmbad platt zu machen und die Kathedrale neu aufzubauen. Die Kathedrale ist dem Sieg der russischen Truppen im Vaterländischen Krieg 1812 gewidmet. Außerdem ist sie so ene Art Vatikan. Der Patriarch von Moskau und ganz Russland hat hier seinen Verwaltungssitz. Im "Keller" befindet sich ein riesiges Kongresszentrum.
Leider darf man in der Kathedrale nicht fotografieren (Nur eigene Fotos machen reich).
Gartenanlage rund um die Kathedrale
Ist schon ein gewaltiger Komplex mit einer Höhe von 103 m. Angeblich nur aus Spenden finanziert.
Weiter gehts. Während unserer Akademiezeit war die Versorgung mit Lebensmitteln ein mehr oder weniger großes Problem. Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Butter, Eier, Quark und Kefir waren in Moskau kaumm oder kein Problem. Die Qualität von Milch und Butter war phänomenal: Die Butter konnte man de Kühlschrank entnehmen und sie war sofort "einsatz" d. h. streichbereit. Die Milch hatte einen wesentlich höheren Fettgehalt als die deutsche. Als wir zurück waren, haben sich meine Kinder geweigert, die heimisch Milch zu trinken: "Die schmeckt nicht!".
Fleisch, Wurst, Geflügel gab es zwar, die waren aber nicht zu geniessen. Wer schon mal "куры отечественные" gesehen hat, weis warum. (wörtl. übersetzt "vaterländische Hühner", tiefgefroren mit allem dran (außer Federn) und drin; die sahen aus wie mit nem URAL erlegt).
Heute sieht es wesentlich besser und ordentlicher aus. Supermärkte und Wochenmärkte fast wie zu hause. Die Preise, für uns als Wirtschaftswunderdeutsche abenteuerlich niedrig. Inwieweit sich Iwan Normalrusse das breite Angebot leisten kann, ist schwer zu beurteilen, da wir keinen Einblick in die Gehaltstruktur in Moskau hatten.
Supermarkt in der Baumanskaja uliza
Wochenmarkt fast wie zu hause
Es ist Zeit das Geheimnis der roten Fahne zu lüften.
Die Rote Fahne
Für den Sonntag hatten wir uns vorgenommen, Lenin noch mal einen Besuch abzustatten. Also los zu Roten Platz.... nur:
Da war alles abgesperrt!
Was sich auf dem Roten Platz abspielte, lkäßt sich mit Worten schlecht beschreiben.
Ich hänge deshalb einen Ausschnitt aus unserem Reisevideo dran, daswir damals angefertigt hatten.
Die Kommentare der Zuschauer reichten von "Das waren noch Zeiten" bis "Verfluchte Kommunistenschweine, totschlagen sollte man die!"
Wir selber waren auch irgendwie, sagen wir mal, seltsam berührt.
Übrigens die rote Fahne war auf dem Platz zu sehen, das Foto zeigt den Fahnenträger auf dem Weg nach hause.
Wir haben noch viel mehr Stätten unseres damaligen Wirkens besucht, aber das sprengt dann den Rahmen hier.
Ich hoffe, es hat Euch gefallen, was heir erzählt wurde und vielleicht habe ich den einen oder anderen überzeugt, diese Reise selbst zu machen.